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Transporter mit Pritschenaufbau: Welcher Aufbau für Handwerk und Bau?

Geschrieben von Hagen | 01.10.25 10:00

1. Einstieg: Warum Pritsche und was bringt sie Ihnen?


Ob Dachdecker, Maurer oder Gartenbauer, irgendwann stoßen Kastenwagen an ihre Grenzen. Schüttgut, sperrige Maschinen oder lange Leitern lassen sich auf einer Pritsche wesentlich besser transportieren. Transporter mit Pritschenaufbau sind deshalb im Handwerk und Bau unverzichtbar. Die Frage ist nur: Welcher Aufbau passt zu Ihrem Einsatz?

In diesem Artikel erhalten Sie zuerst einen Überblick über die gängigen Basisfahrzeuge, anschließend gehen wir ins Detail bei Materialien, Bauarten und typischen Einsatzprofilen. Am Ende haben Sie eine klare Entscheidungshilfe.



2. Basisfahrzeuge im Überblick


Die Pritsche sitzt nicht im luftleeren Raum, sondern auf einem Chassis. Typische Modelle im Handwerk und Bau:

  • Mercedes Sprinter: variabel, viele Radstände, Allradoption, stark bei Aufbauschnittstellen

  • VW Crafter / MAN TGE: moderne Fahrerassistenzsysteme, flexibles Angebot an Längen und Antrieben

  • Ford Transit: günstiger Einstieg, robust, beliebt bei Bauhöfen

  • Iveco Daily: Leiterrahmen, hohe Nutzlastreserven, ideal für Kran- und 7,2-t-Varianten

  • Renault Master: preislich attraktiv, einfache Technik

  • Stellantis-Drillinge (Peugeot Boxer, Citroën Jumper, Opel Movano): leicht, flache Ladehöhe, große Verbreitung

👉 Wichtig: Neben Radstand und Kabinenform (Einzel- oder Doppelkabine) spielt die Antriebsart eine Rolle. Frontantrieb bringt eine niedrige Ladehöhe, Heckantrieb höhere Nutzlast, Allrad ist für Baustellen oder den Garten- und Landschaftsbau oft Pflicht.



3. Pritschen-Bauarten im Vergleich

Materialien

  • Alupritsche: leicht, korrosionsarm, ideal fürs Handwerk

  • Stahlpritsche: schwerer, dafür extrem robust, gerade im Bau

  • Hybrid: Kombination aus Alu-Bordwänden und Stahlrahmen, ein möglicher Mittelweg

Funktionen

  • Starre Pritsche: simpel, leicht, günstig

  • Kipper einseitig: Entladung nach hinten, ideal für Schüttgut

  • Kipper dreiseitig: flexibel auf engen Baustellen

  • Mit Kran: wenn schwere Paletten oder Schalung bewegt werden müssen

  • Spriegel und Plane: Schutz für empfindliche Materialien



4. Einsatzprofile im Vergleich


Handwerk allgemein

  • Transport von Werkzeug, Leitern, kleineren Materialien

  • Empfehlung: leichte Alupritsche mit vielen Zurrpunkten


Garten- und Landschaftsbau

  • Grünschnitt, Erde, Schüttgut

  • Empfehlung: 3-Seiten-Kipper, hohe Bordwände, robuste Ladefläche


Baugewerbe

  • Palettenware, Schalung, Baumaschinen

  • Empfehlung: Stahlpritsche, Kranaufbau, Zwillingsbereifung


Kommunalbetriebe

  • Geräte, Winterdienst, Servicearbeiten

  • Empfehlung: Doka mit Kipper, PTO für Hydraulik, LED-Arbeitslicht



5. Bauteile, die den Unterschied machen

  • Bordwände: abklappbar, Höhe je nach Materialbedarf

  • Boden: Siebdruck (günstig), Aluriffel (leicht), Stahlblech (extrem robust)

  • Zurrsysteme: eingelassene Ösen, Airlineschienen, unverzichtbar für Ladungssicherung

  • Unterbau: Rahmen und Querträger bestimmen die Stabilität

  • Stauraum: Unterflurboxen und Leiterträger sparen Platz auf der Ladefläche

  • Korrosionsschutz: Verzinkung oder Pulverbeschichtung verlängern die Lebensdauer



6. Kipper oder starre Pritsche?

  • Starre Pritsche: wenig Wartung, günstig, für Handwerksbetriebe ausreichend

  • Kipper einseitig: für Schüttgut, Entladung nur nach hinten

  • Kipper dreiseitig: höchste Flexibilität, ideal für Bau und GaLaBau



7. Kran auf der Pritsche, wann lohnt er sich?

  • Vorteil: entlastet Mitarbeiter, spart Stapler auf der Baustelle

  • Nachteil: reduziert die Nutzlast, erhöht die Kosten

  • Typische Positionen: hinter der Kabine für Material, am Heck für flexible Entladung



8. Alu vs. Stahl im Detail


Aluminium:

- geringes Gewicht und dadurch Vorteil bei der Nutzlast

– etwas empfindlicher, aber korrosionsarm 


Stahl:

- sehr robust, günstig zu reparieren

– rostanfälliger, höheres Gewicht und dadurch geringere Nutzlast



9. Maße und Bordwandhöhen

  • Pritschenbreite ist meist auf Europaletten optimiert (1,2 m quer)

  • Länge hängt vom Radstand ab, bei Doka ist die Pritsche entsprechend kürzer

  • Bordwandhöhen von 35 bis 60 cm sind üblich, je nach Materialbedarf. Erhöhungen der sind sinnvoll im GaLa Bau.


10. Nutzlast sauber kalkulieren


Ein typisches Beispiel:

  • Basisfahrzeug 2.150 kg

  • Alupritsche 220 kg

  • Fahrer plus Tank je 100 kg
    = Restnutzlast bei 3,5 t: rund 1.030 kg

Mit Stahlpritsche und Kran sinkt die Restnutzlast häufig unter 800 kg.

👉 Prüfen Sie, ob die 3,5-t-Klasse als Basisfahrzeug ausreicht oder ob ein 4,25-t-Fahrzeug für Ihren Betrieb möglich ist.



11. Schnittstellen und Aufbaufähigkeit


Moderne Transporter renommierter Marken bieten ab Werk bereits Schnittstellen für Aufbauhersteller, damit Aufbauten problemlos integriert werden. Auch Spiegelverbreiterungen, Nebenantrieb, Verlängerung Kabelbaum sind gängige Optionen.

Wichtig: Herstellerfreigaben und Garantien sollten stets beachtet werden. Ein nachträglicher Aufbau zählt nicht zum Garantieumfang des Fahrzeugherstellers. Vom Aufbauer muss eine Werkstatt im Garantiefall eine Freigabe einholen. Das gilt als unproblematisch und auch freie Werkstätten erhalten diese Freigabe regelmäßig, wenn Kompetenz und Kommunikation passen. 



12. Praxisbeispiele nach Gewerken

  • Dachdecker: Alupritsche, Leitergestell, lange Ladefläche

    Praxistipp: Sollten Sie als Dachdecker auch Zimmerei anbieten und regelmäßig Dachstühle setzen, ist ein Fahrzeug mit Allrad oberhalb der 3.5t Klasse empfohlen, um mit dem Fahrzeug auch 3.5t Anhängelast für Krananhänger zu ermöglichen.

  • Maurer: Stahlpritsche, 3-Seiten-Kipper, Kran

  • GaLa Bau: Alupritsche, 3-Seiten-Kipper, Werkzeugboxen

  • Kommunal: Doka, Kipper, Hydraulik für Winterdienstgeräte



13. Betrieb und Wartung

  • Anschaffungskosten: variieren stark, je nach Marke und Modell, Motorisierung. Dabei gilt, dass die Alupritsche etwas günstiger ist. Durch Kranaufbauten wird das gesamte Fahrzeug deutlich teurer

  • Wartung: Hydraulik beim Kipper regelmäßig prüfen, Bordwände fetten

  • Wiederverkauf: Alupritschen erzielen meist bessere Restwerte



14. Checkliste vor dem Kauf

  • Ist das Einsatzprofil klar definiert?

  • Benötigen Sie 3,5 t oder mehr?

  • Radstand und Kabinenform gewählt?

  • Material: Alu oder Stahl ?

  • Kipper nötig, einseitig oder dreiseitig?

  • Kran erforderlich?

  • Bordwandhöhe und Bodenmaterial festgelegt?

  • Genügend Zurrpunkte vorhanden?

  • Unterflurboxen und Stauraum berücksichtigt?

  • Achslasten und Restnutzlast geprüft?

 



15. Häufige Fehler vermeiden

  • Nutzlast zu knapp kalkuliert

  • Radstand ungeeignet für den Einsatz

  • Zurrsystem vergessen

  • Korrosionsschutz nicht vereinbart



16. Fazit: Was bedeutet das für Sie als Kunde?


Eine Pritsche ist nicht einfach nur eine Ladefläche

  • Für das Handwerk: leichte Alupritsche mit vielen Zurrpunkten

  • Für den GaLaBau: 3-Seiten-Kipper, Allrad, Stauraum

  • Für den Bau: robuste Stahlpritsche, Kranoption, höhere Gewichtsklasse

Mein Rat: Definieren Sie Ihre Anforderungen, machen Sie keine bis wenig Kompromisse. Danach sprechen Sie mit uns. So stellen wir sicher, dass Pritsche, Chassis und Zuladung wirklich zu Ihren Anforderungen passen. Das Fahrzeug wird Sie viele Jahre im Betrieb begleiten, denn Pritschen sind echte Allrounder.