Im letzten Artikel haben wir uns dem Thema Seilwinden gewidmet. Im zweiten Teil der Serie werfen wir nun einen Blick auf das Thema Fahrwerke und warum das ein oft unterschätztes Thema ist.
Stellen Sie sich einen Baustellen-Pick-up vor, beladen mit einem kompakten Bagger auf dem Anhänger und Baumaterial auf der Ladefläche. Serie vs. optimiert: Ohne Fahrwerk-Upgrade federt das Heck fast bis auf Anschlag ein, die Lenkung wird leicht und schwammig – keine angenehme oder sichere Fahrsituation. Mit verstärkten Federn und Dämpfern hingegen steht das Fahrzeug trotz Last satt auf der Straße, die Bodenfreiheit bleibt erhalten und Schlaglöcher werden sauber weggesteckt, ohne dass es Fahrerkabine und Insassen durchschüttelt. Bernd Taubenreuther zeigte uns bei seinem Werkstattbesuch einen umgerüsteten Toyota Hilux: Dieser hatte verstärkte Blattfedern und Gasdruck-Stoßdämpfer bekommen, da der Besitzer oft 500+ kg an Ausrüstung transportiert. „Vorher hat der hinten fast aufgesetzt, jetzt merkt man die Zuladung kaum noch“, erklärte Bernd und wippte zur Demo am Heck – der Hilux blieb stabil in der Waage.
Das Fahrwerk eines Nutzfahrzeugs besteht aus Federn (bei Pick-ups meist Blattfedern hinten, vorne oft Schraubenfedern oder Torsionsstäbe) und Stoßdämpfern. Upgrades können verschiedene Formen annehmen, je nach Bedarf:
Höherlegungs-Fahrwerke: Sie bieten mehr Bodenfreiheit und oft einen etwas längeren Federweg. Für den Wald- und Jagdeinsatz, wo über Stock und Stein gefahren wird, sind ca. +50 mm Höherlegung beliebt. Das verbessert Böschungs- und Rampenwinkel und sorgt dafür, dass weder Baumstümpfe noch tiefes Geländer Ihren Unterboden berühren. Wichtig ist, es nicht zu übertreiben: ~50 mm gelten als unproblematisch, ohne die Kardanwellen-Gelenke übermäßig zu belasten. Wer noch höher hinaus will (>75 mm), muss mit Anpassungen an Kardanwellen und Achswinkeln rechnen – für den reinen Arbeitseinsatz selten nötig. Fazit: Ein mäßiges Lift-Kit sorgt für ausreichende Höhe im Gelände, ohne die Alltagstauglichkeit zu verlieren.
Verstärkte Federn: Hier geht es um Tragfähigkeit. Bei ständiger Beladung (z. B. schweres Montagegerät, Forstausrüstung) können zusätzliche oder stärkere Blattfederlagen hinten dafür sorgen, dass das Fahrzeug auch mit Zuladung gerade steht und noch Federweg übrig hat. Hinten durchhängende Fahrzeuge gehören damit der Vergangenheit an. Allerdings kann ein zu hartes Federpaket im Leerbetrieb unkomfortabel hoppeln – deshalb berät Taubenreuther individuell, was zu Ihrem Nutzungsprofil passt. Oft bieten Hersteller sogenannte „constant load“ Federn an, z.B. für +300 kg Dauergwicht auf der Ladefläche – ideal für z.B. Servicefahrzeuge mit fest eingebautem Gerät.
Hochwertige Stoßdämpfer: Die Dämpfer sorgen dafür, dass das Fahrzeug nicht nachschaukelt und die Räder Bodenkontakt halten. Serien-Dämpfer sind mit voller Beladung schnell überfordert, was sich in längerem Bremsweg und Wanken bemerkbar macht. Gasdruckstoßdämpfer oder verstärkte Heavy-Duty-Dämpfer verbessern das Fahrverhalten unter Last enorm. Sie verhindern Durchschlagen bei Bodenwellen und geben ein kontrolliertes Fahrgefühl, auch wenn’s mal schneller um die Kurve geht mit Werkzeug im Heck. Wie Bernd es formulierte: „Das richtige Dämpfer-Setup sorgt dafür, dass Last und Fahrzeug eins werden – nichts hoppelt oder schwankt mehr.“
Luftfederung / Air-Helper: Eine weitere Möglichkeit sind Zusatz-Luftfedern an der Hinterachse. Diese kleinen Luftbälge, die zwischen Achse und Rahmen sitzen, lassen sich je nach Beladung mit dem Kompressor aufpumpen und stützen so die Federung. Vorteil: Im Leerzustand lässt man Luft ab (Komfort bleibt erhalten), bei Zuladung pumpt man auf – das Heck bleibt hoch und stabil. Viele Handwerker schätzen dieses Flexible System, um unterschiedliche Lasten auszugleichen. Luftfedern sind aber meist Zusatz zum bestehenden Fahrwerk, kein vollständiger Ersatz.
Egal welche Variante – ein Fahrwerk-Upgrade erhöht nicht nur die Nutzlast und Stabilität, sondern oft auch die Sicherheit. Das Fahrzeug bremst verlässlicher (da nicht Vorderachse überbremst und Hinterachse entlastet) und die Scheinwerfer leuchten bei Nacht wieder auf die Straße statt in den Himmel, wenn die Fuhre schwer ist. Wichtig: Nachrüst-Fahrwerke müssen in Deutschland in der Regel vom TÜV abgenommen werden. Qualifizierte Fachbetriebe kümmern sich darum und stellen sicher, dass Federn und Dämpfer zulässig sind. So ist Ihr Umbau legal und betriebssicher. Wir beraten Sie dazu gerne.
Bernd Taubenreuther fasste es treffend zusammen: „Hier geht es um Bodenfreiheit, Traktion und den Pick-up als Arbeitstier. Wir raten zu einem kompletten Fahrwerk mit passender Dämpferabstimmung, abgestimmt auf Nutzung, Zubehör und Nutzlast. Mit anderen Worten: Das Fahrwerk sollte kein Afterthought sein, sondern zentrales Element Ihrer Fahrzeugausrüstung, damit Sie Lasten sicher und komfortabel transportieren können – und zwar überall hin.
Im nächsten Artikel geht es um das Thema Dachplattformen.