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Profi-Ausrüstung für Nutzfahrzeuge, die richtig anpacken (Teil 1/4)

Profi-Ausrüstung für Nutzfahrzeuge, die richtig anpacken (Teil 1/4)
Profi-Ausrüstung für Nutzfahrzeuge, die richtig anpacken (Teil 1/4)
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Ob im tiefen Forst oder auf der staubigen Baustelle: Gewerbetreibende kennen die Herausforderungen, wenn schwere Maschinen bewegt oder Anhänger über schwieriges Terrain gezogen werden müssen. Ein werksseitig ausgerüsteter Pick-up oder Transporter stößt hier schnell an Grenzen. Die Lösung? Individuelles Nutzfahrzeug-Equipment, das Ihr Fahrzeug zum echten Arbeitstier macht. Und wie das im Details aussieht, verraten wir in dieser vierteiligen Serie.

Vor Kurzem durfte ich bei Taubenreuther – einem traditionsreichen Offroad-Ausrüster – hinter die Kulissen schauen. Im Gespräch mit Bernd Taubenreuther, Experte für Offroad- und Nutzfahrzeugtechnik, wurde schnell klar: „Zuverlässigkeit steht an erster Stelle“, betonte er. Egal ob Seilwinde, Fahrwerk oder Dachträger – die Komponenten müssen genau zum Einsatzzweck passen und einen auch unter härtesten Bedingungen nicht im Stich lassen. Mit einer Mischung aus emotionalen Einblicken und technischem Know-how stelle ich dieser Artikel-Serie vier Ausrüstungs-Kategorien vor, die praxisnah und nutzenorientiert den Unterschied machen: Seilwinden, Fahrwerk-Upgrades, Dachplattformen und Schubladensysteme.

 

 

Seilwinden – Der Rettungsanker im Wald

Taubenreuther Seilwinden WARNEs ist ein nebliger Morgen im Wald: Der Pick-up steckt bis zu den Achsen im schlammigen Boden fest – das nächste Dorf ist Kilometer entfernt. In so einer Situation gibt es kaum einen besseren Retter als die Seilwinde an der Fahrzeugfront. Bernd Taubenreuther erzählte uns von einem Forstwirt, der genau das erlebt hat: „Ohne Winde hätte er sein festgefahrenes Fahrzeug stehenlassen müssen.“ Dank einer Frontseilwinde konnte der Fahrer sich jedoch selbst bergen und die Arbeit fortsetzen. Solche Geschichten verdeutlichen, warum eine Seilwinde im Forstbereich oft als Versicherung betrachtet wird: Man hofft, sie nie zu brauchen, ist aber unendlich dankbar, wenn sie da ist.

Aus technischer Sicht kommt es auf Zugkraft und Zuverlässigkeit an. Als Faustregel gilt, dass die Winde etwa das 1,5-fache des Fahrzeuggewichts an Zugkraft aufweisen sollte​. Bei einem Geländewagen mit beispielsweise 3 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht sind also rund 4,5 Tonnen Zugkraft empfehlenswert​. Damit ist genügend Reserve vorhanden, um sich auch aus tiefem Matsch oder über stock und Stein herauszuziehen, ohne die Winde zu überlasten. Gleichzeitig darf die Zugkraft nicht zu hoch sein – zu starke Winden könnten im Extremfall Befestigungspunkte am Fahrzeug beschädigen​. Hier beraten Spezialisten wie Taubenreuther oder DRIVIST, was für Ihr Fahrzeug und Einsatzzweck passend ist.

Neben der Zugkraft spielen die Antriebsart und das Seilmaterial eine Rolle. Für Pick-ups sind elektrische 12V-Winden am verbreitetsten – sie lassen sich relativ leicht installieren und ziehen ihren Strom aus der Fahrzeugbatterie. Hydraulische Winden findet man eher an Traktoren oder Unimogs; sie sind für Dauerbelastung geeignet, aber komplexer im Einbau. Und mechanische PTO-Winden (über die Motor-Kraft direkt) sind im klassischen Forstmaschinen-Bereich üblich, aber bei modernen Pick-ups selten.

Ein oft diskutiertes Thema: Stahlseil oder Kunststoffseil? Stahlseile gelten als sehr robust und abriebfest – gerade wenn im Wald auch mal über rauen Boden oder an Bäumen entlang gezogen wird, halten sie viel aus. Allerdings sind sie schwer und können im Falle eines Risses gefährlich peitschen. Synthetikseile aus Kunststoff sind dagegen wesentlich leichter (ein 100m Stahlseil kann über 55 kg wiegen, ein gleich starkes Kunststoffseil nur ca. 7 kg) und sicherer im Bruchfall, da sie nicht so ruckartig umherpeitschen. Forstprofis setzen zunehmend auf Kunststoff, weil es angenehmer in der Handhabung und aus Sicherheitsgründen sinnvoll ist. Allerdings erfordern Kunststoffseile etwas mehr Pflege – Schmutz, UV-Licht und mechanische Belastungen lassen die Fasern über die Zeit verschleißen​. Für gelegentliche Bergungen im eigenen Wald sind sie ideal; bei Dauereinsatz (z. B. tägliche Holzrückung) greifen manche dennoch zum klassischen Stahlseil oder tauschen das Kunststoffseil regelmäßig aus.

Nicht zu vergessen ist das passende Zubehör: Umlenkrollen (Snatch Blocks) ermöglichen es, die Zugkraft zu verdoppeln oder aus einem anderen Winkel zu ziehen, was im Wald – wenn der einzig verfügbare Ankerpunkt (Baum) ungünstig steht – Gold wert ist​. Bernd Taubenreuther empfahl uns im Gespräch auch stets eine Baumankerschlinge und Schutzdecke dabei zu haben: „Sicherheit hat oberste Priorität – eine Seilwinde will richtig eingesetzt werden.“ Das bedeutet, immer auf festen Anschlagpunkt achten, ein Seilfanggewicht (eine Decke oder Tasche) auf das straffe Seil legen und genügend Abstand halten, falls doch mal etwas nachgibt. Mit dem richtigen Equipment und Know-how wird die Seilwinde so zum Lebensretter im Notfall und zugleich zu einem vielseitigen Helfer – etwa um im Wald auch mal einen umgestürzten Baum vom Weg zu ziehen oder einen hängen gebliebenen Anhänger flottzumachen.

Praxis-Tipp: Wenn Sie eine schwere Winde an der Fahrzeugfront montieren (inklusive Stahlstoßstange oder Anbausatz bringt das leicht 30–50 kg zusätzlich auf die Vorderachse), denken Sie an Ihr Fahrwerk. „Sonst resultiert das irgendwann in einem schwammigen Fahrverhalten“, warnte Bernd mit einem Augenzwinkern. Wie ein passendes Fahrwerk Ihnen hilft, erklären wir im nächsten Artikel.

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